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Thema: anita & joyce | nachmittag | wohnungsbesichtigung So Sep 21, 2014 9:59 pm

Nachdem ich mich von Nick verabschiedet und mich für unsere kostenlose Getränke bedankt habe, machen Anita und ich uns auf den Weg zu der Wohnung. Zugegeben - ich bin wahnsinnig aufgeregt. Sollte die Wohnung mir und Anni zusagen, hieße das, dass ich hier noch um einiges länger bleiben kann und das ist es ja, was ich im Moment vor allem will. Auf der anderen Seite hingegen, bin ich auch ein wenig besorgt, ob alles so verläuft wie ich mir das vorstelle. Was wenn mir die Wohnung doch nicht gefällt und Anni trotzdem begeistert davon ist? Was wenn wir überhaupt nicht zusammen wohnen können, weil wir uns nicht länger als eine Stunde ertragen können? Ich schüttele den Kopf und verwerfe diese Gedanken wieder. Erstens ist es unmöglich, dass ich die Wohnung nicht mag und es ist genau so unmöglich, dass ich mit Anni nicht klar komme.
Nach wenigen Minuten erblicke ich das Gebäude, was ich bereits von den Fotos kenne. "Da ist es.", freue ich mich und deute mit dem Finger auf das große, weiße Haus. Wenige Zeit später stehen wir davor und ich drücke auf die Klingel, auf welcher der Name des Vermieters steht und warte darauf, dass er die Türe öffnet.

Joyce hatte ein straffes Tempo vorgelegt und bei den sommerlichen Temperaturen wollte Anita am liebsten einfach nur in einen Kühlschrank klettern und dort bis zur Nacht bleiben. Oder eine tragbare Dusche haben. Zum Glück hatten sie es gar nicht so weit bis zu dem angesprochenen Haus, welches von außen einen gepflegten, geräumigen Eindruck machte. Hoffentlich hielt es innen auch, was es außen versprach!

Joyce drückte auf den Klingelknopf, den Namen hatte Anita in der Eile gar nicht mitbekommen. "Ja?", meldete sich die vom Lautsprecher verzerrte Stimme eines Mannes. Anita fand Gegensprechanlagen immer zum Kotzen. Hoffentlich würde sie sich nie so schnarrend hören müssen - das war ja grässlich!

Bereits kurz nach dem ich auf die Klingel gedrückt hatte, ertönte aus dem Lautsprecher die Stimme, die ich bereits vom Telefonieren kannte: "Hi, hier ist Joyce Evans. Ich komme wegen der Wohnung." Es dauerte einige Sekunden, bis der Mann mit einem: "Einen Moment bitte.", antwortete, ehe das surrende Geräusch der Türe ertönte, woraufhin ich sie aufdrückte. Ich ließ Anni zuerst den kühlen Hausflur betreten, dann folgte ich ihr. "Sieht irgendwie süß aus.", meinte ich und schaute mich im Flur und im Treppenhaus um. Eine relativ breite, eigentlich relativ schöne Treppe führte nach oben. Im Gegensatz zu den vielen anderen Treppen, war sie nicht einfach aus Stein und ging Stufe um Stufe langweilig nach oben, sondern war aus Holz, was mir persönlich eigentlich gut gefiel.
Die Wohnungstüre hinter der Treppe öffnete sich und ein älterer Mann kam lächelnd heraus und begrüßte uns, indem er uns die Hand reichte. "Das ist Anita, sie überlegt mit mir in die Wohnung zu ziehen.", stellte ich meine zukünftige Mitbewohnerin vor.

Anni spürte, wie sie immer hibbeliger wurde. Auch ihre Gedanken schlugen Purzelbäume: Was war, wenn ihr die Wohnung so sehr gefiel, dass sie einziehen wollte? Sie hatte doch gar nicht so viel Geld, um sich das zu leisten! Unentschlossen betrat das Mädchen den Hausflur, von wo aus eine Holztreppe nach oben führte. Der Geruch erinnerte sie an den Hausflur bei ihren Großeltern Zuhause.
Joyce stellte sie dem Vermieter vor, der schon zum älteren Semester gehörte. Dennoch befand Anita, dass er sympathisch aussah; er hatte Lachfältchen um die Augen und sein Händedruck war angenehm kräftig, nicht so fischig, wie viele es leider waren.

"Guten Tag", lächelte sie schüchtern und strich sich mit der Hand durch die Haare.

Der Mann stellte sich als Mr. Pecker vor und bedeutete den Frauen, ihm zu folgen, während er die Treppen erklomm. Mit ein wenig klopfendem Herzen stieg Anita vor Joyce die Treppe hoch und als Mr. Pecker die Wohnung aufschloss, war sie erst einmal ganz angetan von dem breiten Flur, welcher die verschiedenen Zimmer verband.

"Das sieht ja gut aus!", entfuhr es der jungen Frau und ihre grünbraunen Augen wanderten an den Wänden entlang, welche weiß tapeziert waren. "Frisch renoviert", meinte der Vermieter.

Nachdem Mr Pecker uns beide begrüßt hat, sucht er in seiner Hose nach etwas und zieht dann mit einem Triumphierenden Lächeln den Schlüssel heraus. "Na dann wollen wir mal." Mit diesen Worten beginnt er langsam die Treppen in den oberen Stock zu erklimmen. Ich lasse wieder Anita den Vortritt und folge den beiden.
Es kommt mir vor als würden wir jahrelang die Treppen hochgehen, was vermutlich an der Kombination von Mr Peckers langsamen Tempo, den vielen Treppen und meiner Aufregung liegt.
Nachdem die Türe offen ist und Anni die Wohnung betreten hat, dauert es nicht lange, bis Anita darüber staunt, wie die Wohnung von innen aussieht. Und sie hat Recht, die Wohnung sieht wirklich gut aus. Dass sie frisch renoviert ist, bemerkt man ziemlich schnell, die Wohnung hebt sich vom Stil her nämlich stark von dem Treppenhaus ab.

"Vielleicht fangen wir mit dem Wohnzimmer und der Küche an?", schlägt Mr Pecker vor, woraufhin ich nicke. Das Wohnzimmer befindet sich am rechten Ende des Flurs und ist mit einer hübschen Halbwand von der ziemlich geräumigen Küche getrennt. "Also das hier werden sie vermutlich als Koch- und Essbereich nutzen, hier wäre dann noch Platz für den 'Wohlfühlbereich'" Es geht noch weiter? Ja geht es. Okay, die Wohnung sieht hier definitiv noch viel größer aus, als auf den Fotos. Und ich liebe sie. "Also bis jetzt gefällt mir die Wohnung super gut. Wie siehts bei dir aus?", frage ich und drehe mich zu Anni um. Wenn die weiteren Räume genauso geräumig und schön sind, werde ich die Wohnung definitiv nehmen.

Auch Joyce schien sich dem Flair der Wohnung nicht entziehen zu können. Als Anita zu ihr schaute, sah sie, wie Joyce Augen überall herüberwanderten und alles ganz genau betrachten. Mr. Pecker zeigte Ihnen das Wohnzimmer mit der offenen Küche, was auch Anni sehr gut gefiel. So konnte man beim Kochen noch mit den Leuten im Wohnzimmer quatschen.

Joyce drehte sich herum und meinte, es würde ihr sehr gut gefallen in der Wohnung. Anita nickte mit einem Lächeln. "Mir auch", sagte sie und strich sanft über dir Abtrennung zwischen Küche und Wohnbereich. Wie schön es doch sein musste, wenn man hier wohnen könnte! Aber so eine große Wohnung konnte sie sich einfach nicht leisten.

Mr. Pecker verließ das Wohnzimmer und Anni beeilte sich, ihm zu folgen. Die Schlafzimmer waren alle vier gleich groß, ungefähr 17qm groß und mit großen Fenstern versehen. Zwei Zimmer hatten Zugang zu einem Balkon. Anita staunte. Und so eine riesige Wohnung konnte sich Joyce leisten?

Ich weiß ja nicht, aber irgendeinen Haken muss die Wohnung ja wohl haben, oder? Bis jetzt ist alles perfekt, wirklich alles. Keine kaputten Wände, funktionierendes Licht, kein unangenehmer Geruch, nicht zu viel Lärm von der Straße, es gibt echt keinen einzigen Makel. Aber irgendetwas muss es doch geben. Oder ich bin einfach zu misstrauisch.

Jedenfalls gefällt mir die Wohnung wirklich richtig gut und Anni scheint es genau so zu gehen. Als nächstes zeigt Mr Pecker uns die vier Schlafzimmer, wovon zwei Stück einen Balkon haben, das eine Richtung Straße, das andere auf der anderen Seite. Glücklicherweise ist die Straße hier ohnehin nicht stark befahren, sodass man nicht beim schlafen oder sonstigem gestört werden kann. Trotzdem bin ich irgendwie froh, dass das Zimmer mit dem kleinen, anschließenden Raum, den ich als begehbaren Kleiderschrank nutzen werde, nicht an der Straße liegt, sondern an der gegenüberliegenden Seite. Zwar hatte ich mir die Zimmer doch etwas größer vorgestellt und eigentlich bin ich etwas mehr Raum als knappe 20 qm gewöhnt, trotzdem liebe ich das Zimmer jetzt schon.

"Zuletzt hätten wir dann noch die beiden Badezimmer." Mr Peckers Stimme reißt mich aus meinen Planungen für mein Zimmer und Anni und ich schauen uns die Badezimmer an. Eines davon relativ geräumig, das andere eher klein und nur mit Toilette und Waschbecken ausgestattet."Also ich liebe sie.", kommentiere ich dann abschließend die Wohnung und schaue zu Anni. "Ich lasse ihnen dann kurz Zeit zum Besprechen." Lächelnd drehe ich mich zu Anni um: "Ganz im Ernst, ich liebe diese Wohnung. Und stell dir erstmal vor, wie sie eingerichtet aussieht!"

Beim Gang durch die Schlafzimmer wurde Anni ganz warm ums Herz. Sie stellte sich jetzt schon vor, wie sie das Zimmer mit den zwei großen Fenstern, das zwar zur Straße ausgerichtet, aber dennoch ruhig war, einrichtete. In die eine Ecke das Bett zum Fenster, daneben eine schicke Kommode, auf die gegenüber liegende Seite einen Kleiderschrank und einen Schreibtisch. Das ganze mit einem hübschen Teppich... Stopp!, mahnte sie sich selbst. Bloß nicht zu viel träumen, das kannst du dir eh nicht leisten! Und dennoch wollte sie jetzt schon in diese wunderbare, helle Wohnung einziehen.

Auch die beiden Badezimmer waren herrlich. Das eine besaß sowohl eine Dusche als auch eine Badewanne, das andere war eher als Gäste-WC angedacht. Beide waren hell gefliest.

Als Joyce Anita ohne Umschweife lautstark erzählte, wie toll sie die Wohnung fand, wurde Anni ein bisschen zurückhaltender. "Also ich glaube, wir sollten uns das noch einmal in Ruhe überlegen", murmelte sie. Die große Geldfrage hing im Raum. Zu zweit konnten sie sich dieses Sahnetortenstück an Wohnung jedenfalls nicht leisten. "Ich weiß wirklich nicht, wie ich das bezahlen soll!", meinte die Brünette frustriert, als Mr. Pecker für ein paar Minuten den Raum verließ. Dennoch sprach Anita leise - der ältere Herr sollte nicht alles mitbekommen und sie nachher für zahlungsunfähig halten. Das wäre zu blöd.

Anni liebt die Wohnung auch. Das weiß ich. Alleine schon das Leuchten ihrer Augen, als sie ihr zukünftiges Zimmer sieht, verrät sie. Außerdem ist es unmöglich, diese Wohnung nicht zu lieben. Dafür ist sie viel zu toll. Im Ernst, Anita soll mir einen einzigen Punkt nennen, der an dieser Wohnung nicht perfekt ist, halt, nein. Brauch sie nicht, das geht nämlich gar nicht. Oder doch? Scheinbar ist Anni doch nicht allzu begeistert, was aber nichts mit der Wohnung zu tun hat, sondern eher mit dem Geld, was wir für das Schätzchen hier ausgeben müssen.

Lächelnd rolle ich leicht mit den Augen: "Anni, das mit dem Geld ist echt das geringste Problem." Das meine ich ernst. Erstens ist es für mich, oder besser gesagt für meinen Onkel und meine Tante kein wirklich großes Ding etwas Geld vorzustrecken und außerdem ist die Wohnung - seltsamerweise - auch nicht soooo unglaublich teuer. Na gut, vielleicht ist sie teuer aber nicht so teuer, wie sie es eigentlich sein müsste: "Ich strecke dir was Geld vor, keine Sorge. Und ich rede mit Mr. Pecker, vielleicht geht er ja mit dem Preis noch ein bisschen runter." Ich kann nämlich sehr überzeugend sein.

Ich schaue Anita mit meinem süßesten Hundeblick an, den ich gerade aufsetzten kann: "Bitte, bitte Anni, zieh mit mir ein." Alleine Leben ist mir nämlich viel zu langweilig.