Geschlaucht, aber glücklich betrat Anita ein kleines Cafe in der Innenstadt, das ihr ein Ortskundiger empfohlen hatte. Es sollte angeblich billig, aber auch chick und modern sein. Mit einem Blick auf die Preisliste über der Theke befand Anni es für eine gute Wahl und sah sich in dem brechend vollen Laden um. Scheinbar wusste halb Newcastle, wie unglaublich preiswert hier ein Chai Latte war und hatte sich nach der Uni hierher verzogen. Anita seufzte. Mit ihren grünen Seelenspiegeln beschaute sie sich die Tische und fand einen Doppeltisch, an dem nur eine junge Frau saß.

"Kann ich mich dazusetzen?", fragte sie höflich und lächelte die Frau an. Sie hatte wundervoll rote Haare - ob die natürlich waren?

Anni hatte sich an der Theke bereits einen Chai Latte geholt und hielt ihn schützend in beiden Händen. Aber sie fühlte sich noch immer beschwingt, gerade hatte sie sich bei der örtlichen Tierhilfe vom Tierheim beworben und das Bewerbungsgespräch war sehr gut verlaufen. Vielleicht würde sie schon heute Abend einen Anruf erhalten - oder morgen.

Die Rothaarige schien überrascht, dass sie plötzlich angesprochen wurde, aber wenn Anita auf ihre ganzen Notizen, Blätter und Texte schaute, war das kein Wunder. Wahrscheinlich hatte sie die junge Frau gerade mitten aus der Arbeit herausgerissen. Unsicher, ob sie sich nun entschuldigen sollte, bis sich die Brünette auf die Unterlippe.
Doch die andere machte ihr bereitwillig Platz und Anni stellte erleichtert den heißen Chai Latte hin. Wie man bei diesem Wetter noch ein warmes Getränk trinken konnte, war anderen wahrscheinlich ein Rätsel, doch Anita trank den ersten Schluck, ohne sich die Zunge zu verbrennen.

"Hm?", fragte Anita verwirrt, sie hatte der Rothaarigen kaum zugehört. "Ja, schmeckt gut. Ich war noch nie hier, aber scheint ja echt beliebt zu sein, der Laden."

Neugierig linste sie auf das oberste Blatt der anderen, ertappte sich dabei und wandte rasch den Blick wieder ab. Bloß nicht zu aufdringlich sein, sagte sie sich selbst tadelnd.